Das Elftausendjungfrauengässlein, nur ein Augenzwinkern entfernt von der Condomeria.
Und dazwischen ein Geheimtip für Liebhaber der Kaligraphie: Das Scriptorium.
Manchmal kratze ich am Wahnsinn.
Beim folgenden Projekt hab ich x-Mal mit dem Zeichnen begonnen, war aber nie zufrieden. Entweder versuchte ich einen Stil zu kopieren, der mir gefällt, oder ich wollte einfach nur schnell und ökonomisch ans Ziel. Ein ander Mal dachte ich, Neuland zu betreten wäre vielleicht auch mal ganz interessant, oder ich ließ einfach den Künstler raushängen.
Und so weiter und so fort. Totaler Blödsinn!
Jedes Mal musste ich einsehen (und das nicht zum ersten Mal), dass es zwecklos ist, zu versuchen, sich bewusst weiter zu entwickeln. Es fällt mir immer wieder schwer, zu akzeptieren, dass man gefälligst bei seinen Leisten bleiben und darauf vertrauen muss, dass der nächste Schritt ganz von alleine kommt. Man kann nicht besser werden, wenn man nicht bleibt wie man ist. Andererseits kommt man ohne diesen Prozess auch nicht zu dieser Einsicht, die einen dann zwingt, doch noch einen neuen Versuch zu wagen. Und dann klappt es plötzlich und man versteht gar nichts mehr.
Deprimierend!
Die folgenden Entwicklungsstufen sind nur eine Auswahl des betreffenden Projekts (es gab mindestens noch drei weitere Versuche, die ich aber vor lauter Wut vernichtet habe).
Das letzte Bild ist jetzt übrigend der definitive Anfang der Geschichte (hoff ich mal).
Diesen Hochsitz mit prächtiger Aussicht hab ich vor einiger Zeit im Spessartwald während einer Recherchewanderung entdeckt. Das Besondere daran war, dass es in meinem Buch Anna Fink / Die Fanfare des Königs auch so eine Stelle gibt.
Warum ich ausgerechnet heute dieses Bild gemalt habe, hat einen genauso besonderen Grund. Immer wieder erhalte ich wunderbare Leserbriefe mit der Frage, wann denn endlich der zweite Teil von Anna Fink erscheint. Die Fortsetzung wurde vom Verlag dauernd verschoben, ich wurde vertröstet und irgendwann verschwand die Trilogie in der planerischen Versenkung. Eine Entwicklung mit gewaltigem Frustpotenzial, wie man sich denken kann.
Aber nun lichtet sich der Himmel. Anna Fink hat eine neue verlegerische Heimat bekommen. Wo genau und wann die Geschichte nun fortgesetzt wird, werde ich demnächst in allen Details dokumentieren.
Und das ist zumindest für mich eine noch schönere Aussicht als die da oben.
Geschmackvoll.
Diese Umschreibung passt zum Schokoladen-Kaffeehaus Xocolatl auf so vielen Ebenen. Bis ins kleinste Detail mit Liebe ausgestattet wähnt man sich in der Kulisse eines betörenden Liebesfilm, die Sitzwand lädt ein zu gepflegter Konversation und die unzähligen Schokoladen in verwegenen Geschmacksvariationen locken fast noch verführerischer als Homers Sirenen.
Man vergisst die Zeit, kommt zur Ruhe und lässt die Sinne von der authentisch nostalgischen Atmosphäre einlullen. Ein WLAN-Netz sucht man vergebens, statt dessen liest man auf einer Schiefertafel den Ratschlag: Please talk with each other.
Erst vor Kurzem eröffnet, besitzt das Geschäft aber schon eine längere Geschichte. Unweit des jetzigen Standorts fristete es in einer unscheinbaren Gasse ein etwas unauffälliges Dasein. Nichtsdestotrotz entwickelte es sich zu einer Insiderempfehlung, und nun blüht es in verdienter Größe.
So wünsche ich dem Laden, dass in Zukunft noch viele Leute auf den Geschmack kommen werden.
Manchmal ist es bei Orten wie bei Menschen. Manche bleiben einem für immer fremd, bei anderen ist es, als ob man sich schon immer gekannt hat. Bei der ersten Begegnung entsteht eine sofortige Anziehung und Bindung.
So geht es mir auch bei diesem Haus. Es steht nur ein paar Steinwürfe von uns entfernt und übt eine unwiderstehliche Fazination auf mich aus. Sobald ich es sehe, kommen mir ganz konkrete Dinge in den Sinn:
Italien, Frankreich, Ferien, Strand, Pippi Langstrumpf, Gute Musik, Freundschaft, Genuss, Ruhe, Sofalümmeln, Geruch von Tannennadeln, feuchtes Holz, Feuerknistern, Wein, Vogelgezwitscher, mehrgängiges Essen, mein altes Legohaus, Augsburger Puppenkiste, ZDF Ferienprogramm aus den 80ern, Sonne auf der Haut, Kieselsteinknirschen, Bücherregal, Kerzenschein, Unbekümmertheit, Freiheit, Süßgebäck und und und …
Manchmal spiele ich mit dem Gedanken, einfach dort anzuklopfen und zu fragen, ob ich mich mal umgucken darf. Vielleicht traue ich mich ja irgendwann. Dann hoffe ich nur, dass es mir bei der Begegnung mit den Menschen darin ähnlich geht wie mit dem Haus.
Alles fängt mal klein an.
Bevor man eine Comic- oder Bilderbuchseite konkret umsetzt, sollte man sie als sogenannte Thumbnail (Daumennagel) zeichnen. Das kleine Format zwingt einen, sich nur auf das Wesenliche und die Gesamterscheinung einer Seite zu konzentrieren. Meine abgebildeten Beispiele sind in der Originalgröße. Ich mag diesen Teil einer Buchentstehung sehr. Man erhält rasch ein brauchbares Ergebnis und ein Gefühl, wohin die Arbeit zielt. Erste Testleser können ihren Senf beisteuern und Änderungen oder Optimierungen rasch umgesetzt werden. Das hilft, um bei der Reinzeichnung böse Überraschungen zu vermeiden.
Und dann wird daraus vielleicht auch mal was ganz Großes.
Wir knipsen praktisch alles, was uns vors Smartphone kommt. Und dank der Unmenge an Bildern glauben wir, die Vergangenheit so besser festhalten zu können. Wir vertrauen dem Gedächtnis einer Festplatte mehr als unserem eigenen.
In letzter Zeit zück ich mehr das Skizzenbuch als mein Smartphone. Ich merke, dass ich dadurch eine engere Beziehung zum Motiv aufbaue. Ich werde wählerischer, was ich abbilden will, lasse mir Zeit für einen Rundumblick und erlebe den Moment eindringlicher. Und auch wenn man nie die Detailfülle eines Fotos erreicht, so hilft eine einfache Zeichnung – egal von welcher Qualität – vor Allem, das Erlebte deutlicher in Erinnerung zu behalten.
Und das ist zumindest für mich wertvoller als 1000 Fotos.
Für das Verkehrshaus Luzern hab ich vor geraumer Zeit den Captain Coop entworfen, mit dem man im besagten Museum eine Schnitzeljagd erleben kann. Nun wurde beschlossen, dass sein Konterfei künftig auf Kaffeerahmdeckel erscheinen wird. Das ist zwar kein Ritterschlag wie bei einer eigenen Briefmarke, aber doch eine kleine Ehre – erst recht für einen Kaffeegeniesser wie mich.
Jahrelang hab ich mit Pinsel, dann mit Stiften getuscht. Mir wurde in jungen Jahren eindringlich erklärt, Illustrationen müssen für den Druck unbedingt getuscht werden. Mit helvetischer Tugendhaftigkeit folgte ich diesem Rat. Irgendwann beherrschte ich diese hohe Kunst ganz passabel, konnte mich aber nie richtig damit anfreunden. Mittlerweile tusche ich am Computer, und da macht es mir sogar Spaß. Aber immer häufiger lasse ich das Tuschen weg und verwende für die Reinzeichnung nur noch den Bleistift. Dabei fällt mir das Zeichnen viel leichter, als sei ich von einer hemmenden Pflicht befreit.
Dies ist eine Seite eines Projekts, an dem ich immer wieder mal sitze, sobald ich etwas Zeit habe (was nicht oft der Fall ist).
Passend zum heutigen Tag wagte ich einen Ausflug in die Vergangenheit. In den späten 70er Jahren mieteten meine Eltern im Elsass dieses Haus, und zwar zu einem Spotpreis. Dazu gehörte ein riesiger Garten mit verschiedenen Obstbäumen, ein kleiner Brunnen und eine Jagdhütte mit gewaltigem Kamin. Wir verbrachten dort unsere Wochenenden und feierten in der Hütte legendäre Feste. Das Rätsel, warum dieses Anwesen so billig zu haben war, wurde schnell gelöst.
Es spukte.
Meine Mutter wachte eines nachts auf (sie hatte stets einen sehr leichten Schlaf) und hörte hinter sich den Boden knarzen, als ob jemand durchs Zimmer liefe. Dann stieß etwas gegen ihr Bett und fiel auf sie drauf. Meine Mutter fing an zu Schreien, stellte dann aber fest, dass sich außer ihr niemand im Zimmer befand.
Mein Vater erlebte etwas Ähnliches. Auch er lag im Bett und bemerkte am Fußende eine kleine weisse Gestalt. Zuerst dachte er, dass ich es sei (ich war damals 5 oder 6), der versucht, zu ihm rauf zu krabbeln. Dann aber wuchs die Gestalt, wurde größer und größer, bis sie fast das ganze Zimmer ausfüllte. Auch er fing an zu schreien und die Gestalt verschwand.
Mein Erlebnis, das mir am deutlichsten in Erinnerung blieb, war, dass ich im dunklen Flur einem alten bärtigen Mann begegnete, dem die Beine fehlten. Er rief mich beim Namen und ich lief so schnell ich konnte zu meinen Eltern.
Im Dorf, wo das Haus steht, ist es bekannt als Spukort. Der Erbauer ließ es für seine Familie errichten, starb aber während den Bauarbeiten. Er trug einen Bart.
Ein sehr schönes abschließendes Detail ist, dass das Anwesen die Hausnummer 13 besitzt.
Ich glaube nicht an Übersinnliches, schon gar nicht an Geister. Und doch war ich lange davon überzeugt, dass es dort wahrhaftig spukt – immerhin habe ich ja eine ziemlich klare Erinnerung daran. Aber je länger ich mich damit befasst habe, desto klarer wurde mir, dass ich und wahrscheinlich auch meine Eltern sich das Ganze einfach zusammen gesponnen haben. Nichts lässt sich nämlich so leicht austricksen wie unser Gehirn.
Als ich wieder vor dem Haus stand (in dem niemand zu leben scheint), fiel mir auf, dass darüber Starkstromleitungen führen. Auch kann es gut sein, dass sich darunter Magnetfelder befinden. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich unser Bewusstsein von solchen Dingen stark beeinflussen lässt und unser Verstand einem dann unerklärliche Dinge vorgauckeln kann. Interessant ist, dass gerade an Orten, wo es vermeintlich spukt, häufig Stromleitungen und Magnetfelder existieren.
Auch unsere Erinnerungen werden stark von äußeren Einflüssen geprägt. Man gestaltet sich die Vergangenheit öfters so, wie sie einem gefällt oder wie man sie benötigt (im Negativen wie im Positiven). Es gibt noch zig andere Dinge, die auf unser Hirn einwirken, und so ist das Einzige, was ich konkret zu meiner Geschichte sagen kann, dass ich nicht weiß, was da genau vorgefallen ist. Alles andere wäre wilde Spekulation oder gar Wunschdenken. Außerdem, wenn ich ein Geist wäre, würde ich doch schnurstrakts zu Wissenschaftlern schweben, um das untersuchen zu lassen. Garantiert würde ich nicht in irgendein altes Gemäuer rein, um alte Leute zu erschrecken (gut, am Anfang würde ich es spaßeshalber doch einmal probieren. Aber dann sicher nicht bei alten Leuten, sondern ihr könnt euch ja denken wo).
Wie auch immer, für eine gute Geschichte während des verfluchten Halloween taugt das Haus im Elsass allemal.
Ich steh nicht auf Models sondern auf Modelle. Die sind ungeheuer nützlich, wenn man längere Szenen vom gleichen Ort oder den gleichen Dingen zeichnen muss. Da ich ja bereits an der Achterbahn für KNAX werkle, machte ich heute noch ein Modell vom Schlafzimmer von Fetz Braun, dem Bösewicht der KNAX-Insel.
Ich hab versucht, das Zimmer aus verschiedenen Elementen zu basteln, um sie je nach Bedarf zusammensetzen zu können. So habe ich die größtmögliche Freiheit bei der „Kamereführung“. Das hat erstaunlich gut funktioniert, was mich natürlich motiviert, in Zukunft noch häufiger auf diese Methode zu bauen.
Das Ganze erinnert mich ein klein wenig an die Requisiten von Karel Zeman.
Das ist Tom. Er hat eine lange Reise hinter sich. Wer wissen möchte, was für eine, der guckt hier!