Es mag womöglich aufgefallen sein, dass ich mich aus dem weltweiten Datennetz etwas zurückgezogen habe. Warum? Wegen verlorenem Gleichgewicht.
Um meine Balance wieder zu erlangen, bedurfte es einer grundlegenden Neuordnung, während der ich versucht habe, auf jede unnötige Ablenkung zu verzichten. Und wenn es um Ablenkung geht, so ist das Internet diesbezüglich der Teufel in Data (mal ehrlich, muss ich ständig darüber informiert sein und weiter posaunen, wer gerade wo aus welchem Grund furzt?) „Weniger ist mehr“ hieß meine Persönlichkeits-Diät! Eine simple Erkenntnis, die umzusetzen mich wohl mehr Energie gekostet hat als die Kühlung der Fußballstadien in Qatar dereinst verschlingen wird. Dafür bin ich um eine Erfahrung und einiges an Selbsterkenntnis reicher. Auch schön!
Nun läuft mein Akku wieder, und deshalb möchte ich die Gelegenheit rasch nutzen und euch, wie man am obigen Bildmotiv erkennen kann, wunderschöne Weihnacht und einen guten Rutsch wünschen. Mögen sich alle eure Wünsche kompromisslos zu euren Gunsten erfüllen!
Bis zum neuen Jahr also, mit hoffentlich vielen aufregenden Neuigkeiten!
Das einzige Tier, welches nie aussterben wird, ist der Schweinehund.
Ich hab ja erwähnt, dass wir Zeichner eine doch ziemlich einsame Arbeit verrichten. Entsprechend ist der innere Schweinehund motiviert, uns dabei aufzuhalten. Umso schwieriger ist es deshalb auch, ihn abzulenken. Viele machen das mit Musik, ich mache das mit Comedy.
Ich habe das zum Anlass genommen, um endlich bei der Rubrik Empfehlungen … nun … ja … eben Empfehlungen zu machen.
Also, wenn jemand beim Zeichnen (oder bei was auch immer) Ablenkung sucht, oder sich sonst wie unterhalten möchte, dem sei ein Blick auf diese Rubrik empfohlen. Und falls einer oder eine von euch auch noch einen Tipp hat, um sich den Schweinehund irgendwie vom Hals zu halten, der möge dies doch gerne an dieser Stelle kundtun.
Comics Zeichnen ist eine einsame Beschäftigung. Und das ist auch gut so. Würde man es nämlich in einem großen Gemeinschaftsbüro tun, wäre die Klapse wohl die nächste Station. Wir Zeichner sind nämlich ziemliche Spinner, denn was wir ab und an in unseren Ateliers veranstalten, ist ziemlich debil. Wir machen uns zum Affen, und zwar immer dann, wenn wir Gesichter zeichnen. Wir halten uns dabei nämlich den Spiegel vor. Nicht, weil wir besonders selbstkritisch sind oder etwa eitel, nein, wir tun das, weil wir auch nur Menschen sind und gerne mal abzeichnen – vom wirklichen Leben.
Mir ist schon häufig aufgefallen, dass gerade junge Illustratoren der Meinung sind, man müsse alles aus dem Kopf zeichnen können. Das ist völliger Mumpitz, denn das kann kein Mensch. Ein flüchtiger Blick über die Schulter alter Meister genügt schon, um zu erkennen, dass sämtliche Rembrandts, Picassos und Da Vincis ständig nach Modellen gezeichnet haben. Für ein gutes Bild ist jedes (Hilfs)Mittel recht, außer man zeichnet ein Bild von jemand anderem ab, klar.
Ich verwende für meine Bilder immer öfter Modelle, sei es für Kulissen, Requisiten oder Menschen (aktuell beim neuen Titelbild für die Anna Fink, wo mir netterweise ein Mädchen aus der Nachbarschaft vor einem Schreibtisch Modell gestanden hat). Das Ganze wird dann zwar ein wenig aufwändiger, aber man kann dafür viel mehr auf Komposition und Aussage des Bildes eingehen. Die besondere Herausforderung dabei besteht dann auch, nicht einfach zu kopieren, sondern die Vorlage als das zu verwenden, was sie ist: eine Vorlage. All zu genaue Umsetzungen wirken nämlich immer sehr starr und verkrampft, sie haben kein eigenes Innenleben.
Natürlich hat man nicht immer jemand Fremdes zur Hand, dann muss man eben auf sich selber zurück greifen. Dann kommt der oben erwähnte Affe ins Spiel. Man muss die Eitelkeit über Bord werfen und Mut zur Dämlichkeit beweisen, wie man unten sieht. Aber das macht viel Spaß und ich bin froh, bin ich kein Musiker. Diese ständigen pseudointellektuell-ernsten Gesichter auf den CD-Hüllen finde ich persönlich ja immer höchst anstrengend.
Also, veranstaltet einen größeren Zirkus um eure Arbeit und macht euch mehr zum Affen. Es sieht euch ja niemand.
Aber echt! Kaum kehrte ich von der Leipziger Buchmesse heim, wurde ich unter einer Lawine Arbeit verschüttet, die mich komplett vereinnahmt hat. Langsam schwindet der Berg, und mit Schrecken habe ich festgestellt, dass ich hier schon seit über einem Monat nichts mehr von mir habe blicken lassen. So geht das nicht! Man sollte sich manchmal eben doch nicht so viel vornehmen. Aber wie heißt es auch? „Gut Ding will Weile haben“. Ich arbeite nämlich auch noch an einer größeren Aktualisierung meiner Seite, sprich, ich fülle die übrigen Kategorien endlich mit Inhalten auf. Da kommt also bald einiges Neues zum gucken dazu.
Erfreulich war – um kurz zur Buchmesse zurückzukehren –, dass mir gleich bei der Ankunft der überaus nette Stefan Gemmel freudig die Hand geschüttelt und mir gratuliert hat. Ich war entsprechend verwirrt, denn mein zweiter Sohn ist ja bereits 10 Monate alt. Aber er meinte, es ginge nicht um meinen Nachwuchs, sondern um die Erfurter Kinderbuchtage 2010, wo der einzige Kinderbuch-Publikumspreis in Deutschland verliehen wird. Und meine Anna Fink wurde von den Kindern dort auf den ersten Platz gewählt. Ja, einen besseren Start in die Buchmesse konnte ich mir gar nicht wünschen.
Mehr möchte ich aber auch nicht erzählen, nur soviel: Bleibt dran, denn in Kürze geht es hier in neuer Stärke wieder richtig weiter!
Morgen ist es also wieder soweit. Dann erklimme ich den unübersichtlichen Berg der Literatur an der Leipziger Buchmesse. Wahrscheinlich werde ich die Literatur vor lauter Büchern nicht sehen, aber Spaß wird es mir ganz sicher bereiten, kein Zweifel. Erst Recht, da ich mich in guter Gesellschaft befinden werde. Mit auf die Literatour gehen Der Anonyme Koch und der Kleine Kritzler. Für Unterhaltung ist also gesorgt.
Aber wie der Titel schon andeutet, auch mit Aussicht auf gute Unterhaltung braucht man eine Vorbereitung. Diese hatte ich letzte Woche an der Basler Lesewoche. Da hielt ich 12 Lesungen in diversen Schulklassen innerhalb von 4 Tagen. Das Publikum war altersmäßig so durchmischt wie Lottokugeln, ich hatte also keine Garantie auf einen Gewinn. Aber ich fand es simpel ausgedrückt einfach super! Ich hoffe, den Zuhörern ging es genauso.
Übrigens der Hund da oben (der links) ist nicht von mir.
So, und obwohl ich schon meinen nächsten Lesungen entgegenfiebere, freue ich mich jetzt erst einmal auf Lesungen von anderen. Und wer weiß, vielleicht treffe ich ja den einen oder anderen meiner Leser in Leipzig.
Ich werde davon berichten.
Der Frühling steht vor der Tür und das entsprechende Putzen steht an. In meinem Fall bedeutet dies, dass ich meine Ideenschublade ausmiste.
Ideen sind eigentlich ziemlich perfide. Manchmal landen sie einfach bei der falschen Person. Ich bin nun mal ein Schreiberling und Zeichner, da nützen mir Ideen aus anderen Medien herzlich wenig. Trotzdem versuche ich manchmal, eine solche Idee umzusetzen, im Wissen, dass sie eigentlich überhaupt nicht zu mir passt – das verfluchte Ego setzt sich eben doch öfter mal durch. Am Ende trauere ich der vergeudeten Zeit nach und habe eine Auffrischung der Erkenntnis erfahren, dass man eben doch lieber bei seinen Leisten bleiben soll. Ich sollte es besser wissen, aber eben …
Nun sollen diese Ideen nicht in meiner Schublade versauern. Ich bin überzeugt, dass sie ihre richtige Heimat einfach noch nicht gefunden haben. Also lasse ich sie weiterziehen, in der Hoffnung, sie mögen bei jemandem landen, der sie besser umzusetzen weiß als ich.
Man sollte wissen, was man kann und was nicht.
Falls einer oder eine von euch demnächst eine gute Idee hat, gut möglich, dass sie auf dem Weg zu euch mal bei mir zwischengelandet ist. An dieser Stelle ein Dankeschön an all diejenigen, die ihrerseits unpassende Ideen wieder ausgesetzt haben, die dann dafür bei mir eingeschlagen haben. Mögen euch bald die Richtigen zufliegen.
Und darum an alle, die noch ein paar Ideen übrig haben, von denen sie denken, dass sie einfach nicht zu einem passen. Lasst sie wieder frei! Wer weiß, vielleicht werden sie dann doch noch eines Tages Wirklichkeit.
Da ich mich kurz vor der Ausfahrt zum Ende des Manuskripts von „Anna Fink: Der Vogel der Welten“ befinde, möchte ich ein paar Worte über meine Art, wie ich schreibe, verlieren.
Es gibt ja nicht wenige Autoren, die einfach drauflos schreiben und einfach mal gucken, wo sie dann landen. Klingt spannend, ist aber nicht mein Ding. Ich finde nämlich, dass solchen Büchern vor allem zum Schluss hin eine gewisse Verzettelung anzumerken ist. Geschichten haben die Angewohnheit, während ihrer Entstehung fiese Handlungshaken zu schlagen, und wenn man diesen nicht vorbeugt, hat man am Ende die größte Mühe, die Logik im Zaum zu halten. Es gibt natürlich Ausnahmen, aber wie gesagt, meines isses nicht.
Am Anfang steht natürlich auch bei mir die Idee, aber gleich danach spähe ich nach dem Ende, dem Ziel. Dann erzähle ich mir die Geschichte einmal selber, als säße ich vor einem Lagerfeuer. Das klingt nach romantischer Veranlagung, und zum Teufel, warum auch nicht! Vor einem Lagerfeuer machen Geschichten nun mal – seien sie lustig oder tragisch – einfach am meisten Spaß. Und wenn sie dort nicht funktionieren, streiche ich sie wieder aus meinem Ideensortiment.
Ist der Feuertest bestanden, mache ich mich ans Werk. Ich vergleiche das Schreiben gerne mit einer Reise: Das Ziel stets vor Augen, die Route gut geplant. So behalte ich während des Schreibens immer den Überblick. Der rote Faden ist meine Wegstrecke, dem ich gerne viele andere roten Fäden hinzufüge, um daraus ein spannendes Spannungsgeflecht zu weben. Nun kann man dieser Herangehensweise ankreiden, dass dabei das Spontane, das Lebendige auf der Strecke bleibt. Dem entgegne ich aber, dass das Schreiben einer Geschichte, egal wie gut man es plant, ein unberechenbares Ding bleibt. Ob man will oder nicht, viele Ideen bleiben trotz allem liegen. Und es passiert ja bei Reisen oft, dass eine Straße, die bei der Planung reizvoll angemutet hatte, sich dann bei der Durchfahrt als öde Landstraße entpuppt. Andererseits lockt dann und wann auch eine liebliche Nebenstraße, der man einfach nicht widerstehen kann. Man bewahrt sich trotz allem eine gewisse Offenheit, auf die Hauptroute kann man ja immer noch zurück schwenken. So bleibt der Trip trotz Allem eine überaus spannende Erfahrung.
Nach der aufregenden Reise habe ich ein dickes Bündel an Erlebnissen, aus dem ich dann quasi den endgültigen Bericht ausarbeite. Das eine oder andere Gesehene wird aufgebauscht, gewisse Begegnungen vielleicht gestrichen, Eindrücke vertieft und so weiter und so fort. Und am Ende bleibt hoffentlich eine unterhaltsame Geschichte.
Und um bei der Anna zu bleiben, hier die in meinen Augen finale Version des neuen Titelbildes für den zweiten Band (eine Feinausarbeitung werde ich aber noch vornehmen).
Seit ein paar Tagen verfolgte mich ein bestimmtes Bauchgefühl, eine Intuition, der ich mittlerweile gut vertrauen kann. Und dieses Gefühl betraf meine Comic-Adaption vom Wirtshaus im Spessart. Wie vielleicht nicht viele von euch wissen, handelt es sich bei der Geschichte im Grunde lediglich nur um eine Rahmenhandlung, innerhalb derer vier Märchen erzählt werden, welche ebenfalls aus der Feder von Wilhelm Hauff stammten. Mein ursprünglicher Plan war, dass ich diese Märchen nicht als Comic, sondern als illustrierten Text umsetze, damit sie sich auch deutlich von der restlichen Geschichte abheben. Aber die ganze Zeit stichelte ein kleiner Zweifel an meiner Idee, und letzte Woche kam ich auf die Lösung.
Letzten Freitag fand in Stuttgart die alljährige KNAX-Sitzung statt, während der unter anderem die neuen Geschichten des nächsten Jahres besprochen werden. Anwesend waren nicht nur die verantwortlichen Redakteure, sonder auch die anderen Zeichner, die das sind: Der herzallerliebste und sich ständig unterschätzende Roberto Freire, der Trockenwitz praktizierende Ulf Graupner und das einsiedlerische Genie Franz Gerg.
Während einer ruhigen Minute unterbreitete ich den dreien die neue Idee, die eben seit ein paar Tagen in meinem Bauch brodelte. Ich fragte, ob sie denn nicht Lust hätten, jeweils eines dieser Märchen zu illustrieren. Und als hätte es das Schicksal so gewollt, kam von allen ein klares Ja. Das Bauchgefühl verschwand und wurde durch ein bestätigendes Wohlgefühl ersetzt. Gut, es fehlt mir noch ein vierter Zeichner, denn es gibt wie oben erwähnt vier Märchen zu besetzen, aber da bin ich zuversichtlich. Jetzt freue ich mich natürlich wie ein kleiner Schuljunge auf die weiteren Schritte, die ich natürlich penibel dokumentieren werde.
Und hier kommt noch eine weitere Neuigkeit, und zwar nicht minder bedeutend – jedenfalls für mich. Der Entwurf des Titelbildes vom zweiten Band von Anna Fink.
Obwohl ich gerne mehrere Entwürfe zeichne, war für mich dieses Motiv von Anfang an klar – ihr ahnt es: das Bauchgefühl. Das Schloss und der restliche Hintergrund sind noch nicht in Stein gemeißelt, aber im Großen und Ganzen bin ich recht zufrieden damit.
Und wie ihr euch denken könnt, bin ich ungeheuer gespannt auf eure Meinungen. Bis gleich also!
Was wären wir ohne das Glück?
Ich für meine Fälle wäre nicht halb so weit, wie ich es jetzt bin. Ich kann noch so gut Zeichnen und Schreiben, kann mir noch so entschlossen den Hintern aufreißen und den Finger aus demselbigen ziehen, ohne Schwein wär‘ ich nix.
Was bin ich froh, dass ich mit meinen Talenten nicht als Dschungelzwerg in Papua Neuguinea auf die Welt gekommen bin. Oder einer gewesen zu sein, der die Fähigkeiten zur Programmierung von genialen iPhone-Apps besaß, aber im düsteren Mittelalter geboren wurde – Die Bauern hätte ich ständig mit kryptischen Tipps zur Optimierung ihrer Güllehaufen genervt, und die einzige Karrierestation wäre wohl der Scheiterhaufen gewesen. Nein, ich bin unendlich dankbar dafür, für mein Empfinden am richtigen Ort und zur richtigen Zeit geboren worden zu sein. Puh!
Aber hat man das Glück der Existenz erst einmal hinter sich, muss man noch auf das Glück bei der Verwirklichung seiner Träume hoffen. Und ich bin mir sicher, bei den wenigsten, die es verdient hätten, taucht dieses Schwein einmal auf. Das Glück des Tüchtigen ist ja schön und gut, aber zu welchem Tüchtigen es sich schlussendlich bequemt, steht auf einem anderen vierblättrigen Kleeblatt. Und selbst dann, wenn man zu den Glücklichen zählt, rennt es einem glatt davon, wenn man nicht sofort darauf aufspringt. Das Glück zeichnet sich nämlich durch eine verdammt ignorante Natur aus. Und dann soll man sich vor lauter Glücksfang noch auf seine Arbeit konzentrieren. Also wirklich!
Aber ich will mich wie gesagt nicht beklagen, denn zum Glück habe ich es gerade noch erwischt. Ich hoffe, dass ich mich noch ein bisschen auf dieser Sau halten kann. Und dasselbe wünsche ich euch auch!
Jeder sollte sich unerreichbare Ziele stecken.
Sieht man dieser Tage fern, ist das Ziel der meisten zurzeit der Pop-Olymp. Jedes dieser Möchtergernsternchen wird nicht müde zu betonen, dass die Musik das Wichtigste in ihrem Leben sei, und dass sie alles dafür geben würden, es zu „schaffen“. Nun, das einzige, was der Großteil dann schlussendlich für den Erfolg hergeben würde, ist die eigene Seele. Harte Arbeit reinzustecken, dafür sind dann doch nur eine Handvoll dieser Sternchen bereit, bevor auch von denen die meisten dann als Sternschnüppchen in der heißen Atmosphäre der Realität verglühen. Aber mögen die Jungs und Mädels auch noch so naiv und talentfrei sein, in einem haben sie meine volle Unterstützung: in ihren viel zu hoch gesteckten Zielen. Ich bin nämlich genauso. Ich will ebenfalls viel zu hoch hinaus.
Warum? … Nun, sagen wir’s mal so: wenn es das höchste Ziel ist, auf einen nahegelegenen Hügel zu steigen, dann erreicht man sicher die Erhebung einer Wiese. Ist das Ziel ein 4000er in den Schweizer Alpen, so ist der nahegelegene Hügel ein Klacks. Ist man weiter so verrückt, den Mount Everest besteigen zu wollen, dann ist die Eroberung eines 4000er in den Schweizer Alpen eigentlich gar nicht mal mehr so abwegig. Und so weiter und so fort.
Das eigentlich Ziel erreicht man wohl nie, besonders, wenn man so bescheuert ehrgeizig ist wie ich. Aber je höher das Ziel, desto höher auch das Erreichte. Aber seltsamerweise sind die meisten damit nicht zufrieden und jammern dann elendig herum. Also wirklich! Am Ende sollte man doch nicht enttäuscht von dem sein, was man nicht erreicht hat, sondern glücklich darüber, was man geschafft hat. Denn, wenn man das Unmögliche wagt, ist es ziemlich erstaunlich, was dabei alles möglich wird. Und das ist schon ziemlich viel wert.
Auf ein Neues!
Gut, mir ist der Jahreswechsel ja eigentlich ziemlich egal, aber ihn ganz ignorieren gelingt mir ja auch nicht richtig. Und ich wäre sogar ein ziemlich guter Jahreswechsler, nur schon was die Vorsätze angeht. Die meisten Leute halten ihre Vorsätze ja nicht ein. Ich nicht. Ich halte sie immer ein. Letztes Jahr waren es Folgende: mindestens einmal duschen, das Auto voll tanken und ein Bier trinken. Hat alles ohne größere Probleme geklappt, und dieses Jahr wird’s auch wieder gelingen, denn die Vorsätze bleiben die gleichen. Wer sich selber Schwereres vornimmt, ist selber schuld. So sieht’s aus!
Nun möchte ich an dieser Stelle neben meinen Vorsätzen auch noch die Aussichten, was ich alles in diesem neuen Jahr produzieren möchte, mit euch teilen.
Als Erstes werde ich im Frühjahr den zweiten Teil von Anna Fink beenden. Das Titelbild muss im März fertig sein, was heißt, dass es hier bald die ersten Entwürfe, aber auch ein paar der neuen Innenteil-Illustrationen zu sehen geben wird.
Dann werde ich neben dem dritten Teil von Anna Fink auch mit dem Wirtshaus im Spessart beginnen, das ich frühestens im nächsten Herbst, spätestens im Frühjahr 2011 fertig haben muss. Dazu habe ich mir etwas – so hoffe ich – Besonderes ausgedacht, nämlich einen Video-Podcast. Damit möchte ich die Entstehung der Comic-Adaption zeigen, von der Ideen-Findung, über die Recherche, das Schreiben an der Szenario-Umsetzung bis zur fertigen Seite. Ich werde bei der Arbeit ganz neue Wege gehen, von denen ich selber noch nicht weiß, ob sie optimal funktionieren werden. Das Ganze wird also sehr spannend werden. Meine Traumvorstellung ist, die Filme am Ende bei der Buchtaufe als Dokumentarfilm auf Leinwand vorzuführen. Ich bin froh, dass ich dazu auf die Hilfe von Beni zählen kann, und ich freue mich schon sehr auf die Zusammenarbeit.
Des Weiteren schicke ich natürlich den lieben Tom weiter auf seiner Reise. Das Konzept befindet sich noch im Umbruch, aber die Ansätze für eine Lösung sind viel versprechend.
Das Bilderbuch Lenas Insel wird auch konkreter werden, wobei auch da einige evolutionäre Kräfte am Werk sind.
Die Rubrik Originale auf meiner Seite wird demnächst auch konkreter gefüllt, denn wie das Wort schon sagt, werde ich gewisse Original-Bilder von mir zum Verkauf anbieten. Da ich diesbezüglich immer wieder Anfragen erhalte, und es mir im Grunde nicht viel ausmacht, mich von meinen Bildern zu trennen (außer, es hängt zu viel Bedeutung dran), habe ich beschlossen, diesen Schritt zu versuchen.
Wie ihr oben seht, befinde ich mich jetzt noch ein wenig in der Versenkung, denn ich nähere mich mit dem zweiten Teil von Anna Fink der Zielgeraden, was meine volle Konzentration benötigt. Aber immerhin wisst ihr nun, was euch auf dieser Seite in näherer Zukunft blüht.
Bis bald also und lasst es dieses Jahr kräftig krachen!
In Zeiten, wo überall dort gespart wird, wo man nicht sparen dürfte, und Geld für Dinge ausgegeben wird, in die man kein Geld investieren sollte, da möchte ich mit gutem Beispiel voran gehen und mit dem Weihnachtschristmannosterhasenkind allen eine schöne Weihnachtszeit, einen guten Rutsch und frohe Ostern wünschen – ein Zewa-Wisch-Und-Weg der Wünsche sozusagen, oder ein Drei-Wünsche-Taft. Alles in einem und äußerst Kosten sparend. Ich hab’s mit der Zeit nun leider nicht so dicke!
Nun möchte ich mir aber nicht nachsagen lassen, ich sei grundsätzlich geizig. Das Ganze kommt nämlich trotzdem drei Mal von ganzem Herzen!
So, erledigt!
Ich unterscheide zwischen zwei Arten von Menschen. Denjenigen, die nach Gründen suchen, eine Idee umzusetzen, und diejenigen, die nach Gründen suchen, eine Idee nicht umzusetzen. Oder auch anders formuliert: Es gibt Leute, die wollen gerne, und es gibt Leute, die würden gerne. Ich zähle mich seit jeher zur ersten Kategorie, denn die zweite kommt nicht weit.
Ideen haben alle, davon bin ich überzeugt. Diese aber auch wirklich umzusetzen, das gelingt leider nur den wenigsten. Was braucht es also neben der Lust, der Leidenschaft und der Freude? Es ist ganz simpel: knallharte Disziplin! Und diese zu erlangen ist ein hartes Stück Arbeit. Von der Idee bis zum fertigen Produkt durchleidet man nämlich viele Stationen, die eine ganze Palette von Gefühlen abdecken, und dazu gehören auch Zweifel, Unsicherheit, Wut und Enttäuschung – die ganzen Ablenkungen, die die heutige Spaßgesellschaft zusätzlich in die Schlacht schickt, um uns Kreative in die Knie zu zwingen, die will ich erst gar nicht erwähnen. Auf alle Fälle gibt es etliche Hürden auf dem Weg zur Vollendung einer vielleicht brillanten Idee. Und wie kann man diese emotionalen Stolpersteine umschiffen?
Mit Disziplin!
Ja, die gute alte Disziplin. Das Wort, für das man, wenn man es wagt, es heutzutage in den Mund zu nehmen, als rückständiger und Peitsche schwingender Drillmeister beschimpft wird. Mir egal, denn ohne sie würde ich wohl nur versonnen davon reden, was für tolle Projekte ich in meiner Schöpfungsschublade liegen habe. Aber der Mensch definiert sich nun mal leider nicht dadurch, was er redet, sondern, dadurch, was er tut – und vor allem auch durchzieht. Und nur Disziplin hält den Tatendrang am laufen. Und der erste Schritt zur Disziplin ist, eine Umsetzung auch wirklich zu wollen. Denn erst, wenn man etwas wirklich will, kann man auch auf diejenigen Dinge verzichten, die das gesteckte Ziel verschleiern. Nur so bleibt die Lust in der Spur, die Leidenschaft am pochen und die Freude am glühen. Alles andere ist Mumpiz. Darum, meine Lieben, wenn ihr eine Idee habt, und diese auch wirklich umsetzen wünscht, dann lernt, richtig zu wollen, die Disziplin ist euch dafür dankbar. Das ist manchmal quälend, aber das Resultat lohnt.
Das soll jetzt nicht heißen, dass ich ein Musterbeispiel für Disziplin bin. Höchstens was das Geschichten erzählen betrifft, aber das war’s dann auch schon. In Bezug auf zum Beispiel Buchhaltung, fällige Hausarbeiten und sonstigen Verpflichtungen, die uns der Alltag aufbürdet, bewege ich mich an der Grenze zum Versager und werde nicht müde, nach Gründen zu suchen, diese Aufgaben so weit wie möglich aufzuschieben.
Oder auch positiver ausgedrückt: ich würde diese Verpflichtungen höchstens gerne besser können.
In diesem Fall sogar im wörtlichen Sinne.
Dem einen oder anderen wird der Tom ja bekannt sein. Lange ist er von der Bildfläche verschwunden, mitunter auch deshalb, weil mir einfach schlicht und ergreifend die Zeit fehlte, seine Reise fortzuführen. Aber er wuselte mir ständig im Bewusstsein herum. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er wieder auftauchen würde, um sich erneut auf den Weg zu machen. Nun ist er also wieder da, und ich denke, er wird auch noch eine lange Zeit bleiben.
Allen, die das voran Geschriebene als kryptischen Erguss eines geistig umnachteten Kreativen verstehen, sei zur näheren Information folgender Link empfohlen. Ich freue mich jedenfalls auf viele neue spannende Etappen und wünsche viel Vergnügen bei Toms Reise.
Unverschämt viele Leute reden von Dingen, von denen sie nix verstehen. Das mediokre Mitreden ist vor allem bei gesellschaftlichen Anlässen ein nicht ignorierbares Übel. Man sollte meinen, opportunistisches Dabeiseinwollen würde durch damit verbundene peinliche Erlebnisse in der Pubertät ausgemerzt, aber leider lernen die meisten Menschen nicht aus ihren Fehlern. Ich habe auch meine Fehler, aber ich halte lieber den Mund und höre zu, wenn es um etwas geht, wovon ich keine Ahnung habe, denn dann lerne ich vielleicht etwas dazu.
Beim Schreiben und Zeichnen ist es dasselbe. Da hat man eine gute Idee, aber anstatt bei der Umsetzung die Hintergründe auszuleuchten, schreiben und zeichnen die meisten einfach drauf los. Am Ende kommt nur gequirlter Matsch dabei heraus, und man fragt sich zurecht: Hat der Typ überhaupt Ahnung von dem, was er da erzählt?
Um solch ein hartes Urteil zumindest abzuschwächen, ist Recherche das Beste, was es gibt. Einfach drauflos Kritzeln, ohne zu wissen, was man da eigentlich zu Papier bringt, ist der Tod jeder Eingebung.
Aber Recherche bedeutet auch immer eine Reise ins Ungewisse, denn es kann gut sein, dass man bei eingehenden Studien merkt, dass die Idee aufgrund gewisser Fakten nicht umsetzbar ist. Oder aber, das Thema wird so komplex, dass einem die Arbeit daran zu erdrücken droht. Dann muss man entscheiden, ob man sich auf ein solches Abenteuer einlässt, oder aber, ob man doch lieber bei seinen Leisten bleibt. Meistens trennt sich genau hier die Spreu vom Weizen.
Die Fülle an offenen Fragen kann abschreckend wirken, aber man sollte sich einer solchen Expedition stellen, denn was dabei heraus kommt, ist meist mehr, als man am Anfang zu erfahren hoffte, selbst dann, wenn man die ursprüngliche Idee am Ende fallen lassen muss. Ich liebe Recherche, denn sie steckt voller Überraschungen.
Ein gutes Beispiel hierfür ist meine Adaption vom „Das Wirtshaus im Spessart“. Ich wollte schon lange diesen Comic zeichnen, aber als es dann konkret zur Sache ging, war ich doch ein wenig erschlagen von dem, was da alles dran hing. Es reicht hier bei Weitem nicht, einfach nur lustige alte Kostüme, ein unheimliches Wirtshaus und ein paar Räuber Hotzenplotze zu zeichnen, das Resultat würde einfach lächerlich. Also entschied ich mich für eine Recherche vor Ort, packte meine Koffer und verbrachte eine Woche im Spessart-Wald.
Klar, es gibt Bücher und das Internet, aber das kann niemals die Eindrücke aufwiegen, die man sammelt, wenn man selber in die Materie eintaucht, die Atmosphäre und den Geruch am Ort des Geschehens aufnimmt. Man lernt neue Leute kennen, entdeckt frische Sichtweisen auf das Thema und erfährt Dinge, die einem einen neuen Zugang zur Geschichte ermöglichen.
Ist man zu Beginn einer Recherche erdrückt von Unwissenheit und dem Zweifel, auf die Flut an Fragen auch die richtigen Antworten zu finden, so treibt einen der Erfolg bei den ersten Schritten zu immer detaillierteren Kenntnissen. Jede neue Entdeckung macht zuversichtlicher, jedes gelungene Nachfragen spornt an. War man am Anfang noch ein eingeschüchterter Schuljunge, reift man nun immer mehr zum Experten.
Man verliert sich in Details, die mit der eigentlichen Geschichte nichts zu tun haben, sie aber bei der finalen Umsetzung umso glaubhafter machen.
Am Ende platzt der Kopf beinahe von all den Eindrücken und neuen Erkenntnissen. Da tut es gut, die kreative Rumpelkammer ein wenig auszulüften und sich ein wenig gehen zu lassen. Mein Glück damals war, dass zu der Zeit, als ich im Spessart war, überall Oktoberfeste stattfanden. Eigentlich nicht mein Ding, aber wenn man tagelang das Männlein im Walde war, so tat es doch gut, mit einem Bier anzustoßen und von Dingen zu labern, von denen man eigentlich keine Ahnung hat.
So gesehen ist es dann auch okay, dabei zu sein.
Endlich ist er wieder da, der herbstliche Selbstzweifel.
Man sagt mir nach, ich sei ein Gewohnheitstier. Das stimmt nur bedingt, denn ich koste aus, was ich mag, und das kann eine Zeit dauern. Allerdings überkommt mich irgendwann die Langeweile, und ich wende mich Neuem zu. In einer Plötzlichkeit, die für meinen Umkreis äußerst anstrengend sein kann. Ein quengelndes Kind ist ein Zen-Meister dagegen.
Nun ist es wieder so weit, denn es ist Herbst. Dann stelle ich mich am liebsten in Frage. Das liegt wohl daran, dass in dieser Jahreszeit Altes abgeworfen und Platz für Frisches geschaffen wird. Meine Psyche nimmt sich ein Beispiel daran.
In unregelmäßigen Abständen versuche ich mich neu zu orientieren, meistens dann, wenn sich meine Liebsten schon beruhigt zurücklehnen, im Glauben, ich sei nun endlich versorgt und richtig aufgegleist. Ich kann nichts dafür, es ist die Neugierde, die mich treibt. Und wenn es dann wieder einmal so weit ist, bin ich launisch, ungeduldig und mitunter auch verwirrt. Ich kann gut nachfühlen, wenn ich während dieser Zeit für manche unausstehlich bin. Immerhin reisse ich mich aus einem gefälligkeitsgeschwängerten Topf und zapple im sinnleeren Raum. Und wenn ich mich dann irgendwo wieder eingepflanzt habe, braucht es einen Moment, bis meine kreativen Wurzeln gefestigt sind. Ein nicht gerade kuscheliger Prozess, das muss ich zugeben. Aber ich brauche solche drastischen Wechsel, denn es gibt nichts Schlimmeres für mich als träge Selbstzufriedenheit. Nur so bleibe ich kreativ, und vor allem mir selber treu.
Es ist erstaunlich, in was für einer begrenzten Zone wir Menschen uns bewegen und auch noch zufrieden damit sind. Ein gutes Beispiel ist der Arbeitsweg. Es ist immer Derselbe! Dabei gäbe es sicherlich die eine oder andere Nebenstraße, in der man vielleicht etwas Neues entdecken könnte und trotzdem ans Ziel kommt. Aber nein, lieber quält man sich jeden Tag mit anderen Leidgenossen durch den allmorgendlichen Verkehrsstau.
Aber selbst in der Freizeit sind die Grenzen eng gesteckt. Man wählt sich eine Stammkneipe, der man – im gängigsten Fall – ein Leben lang treu bleibt (ich wette, viele Leute würden sich eher von ihrem Partner trennen, als von ihrer Stammkneipe, aber das ist ein anderes Thema). So ist das wohl mit der Freiheit. Hat man sie mal, weiß man nix damit anzufangen. Ist die Bequemlichkeit heutzutage das erstrebenswerteste Gut geworden? Ist unser Entdeckungsdrang tatsächlich völlig verkümmert? Gut, auch ich suhle mich gerne mal in der wohlig kuscheligen Routine, aber irgendwann schreit der Kolumbus in mir nach Erneuerung.
Ich gebe es mit Freude zu, ich habe mir ein Cintiq 21ux zugelegt. Im Grunde, weil ich mir davon eine große Zeitersparnis bei der Umsetzung meiner Adaption vom „Wirtshaus im Spessart“ erhoffe. Aber es ist – obwohl ich seit Jahren mit einem Wacom-Tablett arbeite – eine ungeheuer große Umstellung für mich. Ich merke wieder mal, wie gewöhnt ich an meine Technik war, und wie aufregend die Arbeits- und Sichtweise mit dem neuen Gerät ist. Wer meine Arbeit schon seit Längerem verfolgt, der weiß, wie sehr und häufig sich mein Stil erneuert hat. Es gibt viele Zeichner, die ihre Art zu Zeichnen niemals ändern. Das ist natürlich toll und mag für viele erstrebenswert sein, aber für mich ist es ein Gräuel. Dieses selbstzweiflerische Kribbeln im Bauch, wenn man etwas Neues und Unbekanntes versucht, das möchte ich nicht missen. Was man dabei alles entdecken kann, ist unbezahlbar.
Ach, ich freue mich schon auf meine nächste Sinnkrise. Daran könnte ich mich wirklich gewöhnen.
Ich hoffe, dass euer Herbst genauso wunderbar trübsinnig wird wie meiner!
Was man von nicht wenigen Beteiligten einer Messe zu hören bekommt ist: »Chrrr! … Eine Messe ist so anstrengend und chaotisch, hektisch und einfach „Bläh“!«
Ich halte das für eine Ausrede. Dafür, dass man öfter als sonst mit Freunden ein Bier trinkt, gut essen geht und viel zu lachen hat. Das ist durchaus anstrengend und chaotisch, hektisch und manchmal auch einfach nur „Bläh“. Aber es macht eben auch verdammt großen Spaß. Aber Spaß erzeugt Neid, und deshalb stülpt mancher über das Vergnügliche vorsorglich die Glocke der Plackerei.
Ich finde es einfach nur genial, und fertig!
Aber vielleicht liegt es auch daran, dass mein Verlag keine schwere Kost veröffentlicht. Ich möchte für keine Sekunde mit den Jungs der schweren Literatur tauschen. Der Zwang des Seriösen, die bedrohlich vorgeführte ernste Aura, das hängt über diesen Verlagen und Autoren wie eine wagnerische Gewitterwolke. Die Mundwinkel werden schon bei der Andeutung eines Lächelns sofort mit autokratischen Blicken nach unten gebogen. Gut, selber schuld! Ich meine, worum geht es denn in solchen Büchern? Da trifft ein Verlierer einen anderen Verlierer, und zusammen verlieren sie. Kein Wunder, wird der eine oder andere von solchen Büchern erdrückt. Aber lassen wir das!
Kommen wir dagegen zu der angenehmsten Überraschung der Messe! Quasi in letzter Minute habe ich eine Lesung bei erlesen.tv bekommen, die in einem alten Schulbus stattgefunden hat.
Die Jungs dort sind einfach nur enorm sympathisch. Und spontan! Mein Begleiter, Claudio Del Principe, durfte ebenfalls kurzfristig eine Lesung halten. Er hat ein Kochbuch bei Gräfe & Unzer veröffentlicht, welches ich jedem nur empfehlen kann – aber dazu an anderer Stelle mehr. Die beiden Lesungen werden irgendwann in den nächsten Wochen bei erlesen.tv zu sehen sein, ich werde natürlich darüber berichten. Auf alle Fälle an dieser Stelle ein großes Dankeschön an Alex und Hayo!
Dann ging es zu Lübbe, und ich war schon sehr gespannt darauf, wie der Baumhaus-Verlag dort eingebettet wurde. Sehr schön, nicht mehr und nicht weniger. Als ich dort ankam, wurde gerade das Bilderbuch „Keinohrhase & Zweiohrküken“ von Til Schweiger und Klaus Baumgart (mit ihm hat man eben den oben gemeinten Spaß, genauso wie mit dem wunderbaren Jens Jeddeloh!) vorgestellt, und die jungen Fans stapelten sich natürlich schichtenweise. Mir war das zu viel und ich schlenderte ein wenig rum. Dabei traf ich per Zufall alle Leute, die ich ohnehin treffen wollte. Das passiert immer an Messen, keine Ahnung wieso, aber praktisch ist es allemal. So nutzte ich die Zeit mit lieben Freunden und stimmte mich auf meine Buchpräsentation ein.
Halt, nein, einmal wäre auch ich beinahe in kreischendes Fan-Gehabe verfallen. Als ich gerade den in hoffnungsvollem Rosa glimmenden Stand von Kai aufsuchen wollte, schlenderte ein wie immer grimmig dreinblickender Ralf Husmann an mir vorbei, seines Zeichens Schöpfer von „Stromberg“, „Dr. Psycho“ und „Der Kleine Mann“. Aber ich habe mich zusammengerissen und ihn schlendern lassen. Man muss ja nicht alles haben.
Dann ging es zur Präsentation von Anna Fink. Eigentlich hätte ich ja lesen sollen, aber die Moderatorin ließ mich beinahe nicht zu Wort kommen. Das Ganze hatte etwas marktschreierisches, und ich befürchtete schon, dass bei der anschließenden Verlosung meiner Bücher auch noch gleich drei Kilo Fisch und ein Orangenschäler dazugelegt würden. Gefreut hat mich der Besuch von Nina und Katrin, zweier sehr netter Buchkritikerinnen. Am nächsten Tag hatte ich dann noch eine Präsentation, an der ich dann auch gelesen habe, was beim ganzen Lärm in der Halle tatsächlich ganz gut geklappt hat.
Ich liebe es zu signieren. Deshalb, weil ich jedem Leser zusätzlich noch eine Figur ins Buch zeichne, was einem doch mehr Zeit als üblich lässt, ein paar Worte mit seinem Gegenüber zu wechseln. Danke diesbezüglich an alle in der Schlange für die Geduld!
Apropos Signierung. Ich habe ja auch im Comic-Zentrum signiert, allerdings entpuppte sich das als ziemlicher Nervenakt, war man da doch von Herden von Cosplayern eingekesselt. Schnellimbiss-genährte Jugendliche in selbstgebastelten Manga-Kostümen, die zwar niemandem weh tun, aber auch niemandem wirklich nützen. Keiner von denen kaufte ein Buch, sondern wollte lediglich eine Zeichnung ins mitgebrachte Skizzenheft. Mehr als eine Art bierernsten Karneval konnte ich darin nicht erkennen, und ein „Wolle mer se rauslasse?“ lag mir auf der Zunge. Aber ich ließ es bleiben, waren diese Geschöpfe ja bis an die Zähne bewaffnet mit riesigen selbstgebastelten Kartonschwertern. Nicht auzudenken, was da alles hätte passieren können. Aber ich will mich da nicht allzu sehr auslassen und belasse es bei Armin Maiwalds Spruch aus der Sendung mit der Maus: »Das müsst ihr nicht verstehen, ist einfach so!«
Ja, und dann war sie auch schon wieder vorbei, die liebe Buchmesse. Nächstes Jahr bin ich natürlich wieder dabei, aber es gibt noch viel zu tun. Vieles ist zwar schon fertig gebaut, aber noch mehr in Planung.
Auf dass es beim nächsten Mal genauso anstrengend, chaotisch, hektisch und so richtig „Bläh“ wird. Prost!
Ach ja, ein paar Chinesen habe ich auch gesehen.
Manchmal komme ich mir vor wie ein Reiseführer.
Nicht selten werde ich gefragt, welchen Weg man gehen soll, um ein Autor oder Comic-Zeichner zu werden und ob ich diesbezüglich nützliche Ratschläge hätte. Es macht mir nichts aus, solche Fragen zu beantworten, es bereitet mir in gewisser Weise auch Freude, denn ich würde lügen, wenn ich behauptete, es würde mir nicht schmeicheln. Allerdings wundere ich mich manchmal darüber, weshalb ich Antworten auf Fragen liefern soll, die sich der Fragende eigentlich selber beantworten müsste. Es kommt mir manchmal so vor, als wolle er dadurch Fehlschlägen ausweichen und Misserfolge auslassen, als könne er das Unerwartete einfach ausgrenzen.
Ich habe früher nie jemanden gefragt, wie ich das werden könnte, was ich heute bin. Ich habe es einfach ausprobiert. Mein Ziel war mir dabei zwar von Anfang an klar, der Weg dorthin aber völlig unbekannt. Ich bin einfach losmarschiert, ohne zu wissen, wo ich beim nächsten Schritt landen würde. Solange ich darauf achtete, mein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, würde die Richtung schon stimmen. Ziemlich oft bin ich dabei auf die Nase gefallen, aber so ist das nun mal. Und angekommen bin auch ich noch lange nicht. Zum Glück!
Wenn mich also jemand fragt, welchen Weg er gehen soll, so ist die einzige Antwort, die mir einfällt, diese: Geh deinen eigenen, denn einen besseren gibt es nicht!
Und ich mache mich nun ebenfalls wieder auf den Weg, und zwar an die Frankfurter Buchmesse. Bin schon gespannt, was mir da Unerwartetes begegnet.
Manchmal leuchtet die schöpferische Inspiration auf Sparflamme. Dann läuft es nicht so, wie es sollte, oder noch schlimmer, wie man will. Da ist jeder Strich stümperhaft, jedes Wort desaströs und jede Idee kümmerlich. Man kommt sich vor wie der peinlichste Kandidat bei „Deutschland sucht den Superstar“, als absoluter Versager. Früher habe ich mich trotz völligem Kreativitäts-Vakuum stundenlang gequält, doch noch etwas Vernünftiges auf’s Blatt zu knorzen, was am Ende natürlich nur Futter für den Papierkorb wurde. Mein Gewissen biss mir dabei vorwurfsvoll in den Nacken, denn man muss ja seine wertvolle Arbeitszeit in diesen leistungsorientierten Zeiten verdammt noch mal sinnvoll nutzen. Außerdem versteht es niemand, wenn man erklärt, man habe den lieben langen Tag vor lauter Frust nix auf die Reihe gekriegt. Da erntet man nur Spott und Hohn, und überhaupt: Selbstständige haben es doch so schön! Die können aufstehen, arbeiten, Feierabend machen, wann immer es ihnen beliebt, diese verwöhnte Künstler-Bagage!
Aber irgendwann sah ich ein, dass es absolut in Ordnung ist, manchmal ein erschöpftes, völlig unnützes Mitglied der Gesellschaft zu sein. Und ich bin mir sicher, selbst der Papst furzt mal in der Kirche. Also Schwamm drüber!
Darum genieße ich mittlerweile die gelegentliche Schwermut sogar, schaue einen Film, trinke ein Glas Wein und lasse den Druck links liegen. Denn eines ist dabei sicher: Die darauf folgende Leidenschaft glüht dafür umso stärker.