Nach der gestrigen Schwermütigkeit folgt heute wieder Lebendigkeit. Das Steinbühlmätteli liegt nur einen Radiergummiwurf von uns entfernt und lockt mit zig Spielmöglichkeiten große wie kleine Kinder an. An schönen Tagen wird’s aber doch etwas voll, da stapeln sich manchmal die Spielhungrigen schichtenweise. Heute war es verhältnismäßig ruhig, was wohl an der Herbstmesse lag, die gestern mit dem Martinsglöcklein ihren Beginn feierte.
Ich bin nicht zufrieden mit meinem Ausflug in den Friedhof Hörnli. In der Vorstellung hatte ich ein ganz anderes Bild, das ich malen wollte. Aber manchmal geht’s eben nicht. Ich ärgere mich dann maßlos, zerreisse halbe Skizzenblöcke und schimpfe, was das Zeug hält. Meistens zwing ich mich danach, es trotzdem noch einmal zu versuchen, um wenigstens irgendwas gepinselt zu kriegen. Schließlich wurd’s zwar nicht das, was ich wollte, aber wenigstens mehr als nix. Und das zählt am Ende! So gesehen passte die Örtlichkeit dann doch ganz gut zum Ganzen.
Um im Freien kreative Gipfel zu erklimmen, braucht es die richtige Ausrüstung. Meine setzt sich wie folgt zusammen:
1.) Thermoskanne (Mit heissem Tee gefüllt, vorzugsweise grüner und stark (!) gezuckert)
2.) Verpflegung (Gesund bis sündig, Hauptsache es schmeckt)
3.) Wasser (Ist klar, malen geht ja nicht ohne)
4.) Mobiles Büro und Unterhaltung (Ich höre fast nie Musik – außer im Zug. Bei mir sorgt teerschwarze Comedy für Abwechslung)
5.) Handschuhe (Saisonal)
6.) Sitzgelegenheiten (Zwei, wahlweise um Material bequem auf Schenkelhöhe zu positionieren oder einer neuen Bekanntschaft einen Platz anzubieten)
7.) Putziges Aquarell-Kästchen
8.) Ein etwas zu mächtiger Gouache-Kasten
9.) Becher aus Kunststoff (Kann man herrlich flach ploppen)
10.) Nastücher (Entweder um Pinsel zu trocknen oder um Tränen der Enttäuschung wegzuwischen, falls ein Bild in die Hose geht)
11.) Metall-Kästchen mit Gümmelchen (Für Stifte, Spitzer, Radiergummi und Pinsel)
12.) 2 Bleistifte (HB & 2B), eine Feder mit schwarzer Tinte, ein Inkstift (XS), ein Radierstift und ein Spitzer
13.) 4 Pinsel (2 spitze und 2 flache)
14.) Ein Skizzenbuch (Das ist immer dabei, mein kreatives Gedächtnis)
15.) 2 Aquarell-Blöcke (Grob gekörnt)
Ich vertrieb mir die Zeit vor einem Termin beim Hersteller der weltbesten Crèmeschnitten in Basel (waren aber leider noch nicht fertig). So hab ich mich halt sattgezeichnet. Dabei habe ich die Kunden dort überspitzt dargestellt und weniger realistisch. So ein gekritzeltes Casting ist immer wieder mal von Nutzen.
Wer Lust auf Kaffee und Kuchen nach altem Faible hat, dem sei das Café Schiesser sehr empfohlen. Dort huscht die Bedienung noch in schwarzem Rock (brav eine handbreit übers Knie gezogen – wobei ich sooo genau auch nicht geguckt habe) und weisser Schürze herum; nur leider ohne antiquirtem Charme (wobei das die Stimmung nur unmerklich stört). Direkt am Marktplatz gelegen kann man von der ersten Etage im „Tea-Room“ in mondäner Manier auf das Geschehen draußen hinabblicken. Das Klientel bewegt sich generationsübergreifend von gerade erblüht bis verwelkt und vom einfachen Arbeiter bis zur Noblesse aus aller Welt. Der ideale Ort, um mal wieder drei Gänge zurückzuschalten.
Die Basler Herbstmesse steht kurz bevor. Und wie der Zufall es will, muss ich fürs neue KNAX-Heft eine Geschichte zeichnen, in der eine Achterbahn vorkommt. Ein Sujet, das alles andere als einfach aus dem Kopf zu zeichnen ist. Drum fertige ich in den nächsten Tagen ein Modell von dem Ding an, das ich mir ausgedacht habe, damit ich nicht daran verzweifle. Der überaus passende Name der Bahn wurde übrigens von meinen beiden Jungs erdacht.
Vor zwei Jahren hat es mich gepackt und seither fest im Griff: Golfen.
Und ich spür schon, wie es bei einigen von euch den Magen verkrümmt. Wie bitte? Golfen? Das ist doch nur was für Etepetetes. Kein Sex mehr, oder was? Hahaha!
Das war die Reaktion der meisten, als ich mich geoutet habe. Diejenigen, die Verständnis oder gar Neugierde zeigten, konnte ich an einer halben Hand abzählen. Hätte ich gesagt, ich sei schwul, hätte ich garantiert offenere Türen eingerannt (was bitteschön natürlich auch die Regel sein sollte).
Aber ich schwule eben nicht, ich golfe. Da muss man noch richtig Überzeugungsarbeit leisten, damit man nicht als elitärer Dandy abgestempelt wird. Ich will hier auch keine Vorträge halten, wie unglaublich genial, anstrengend, vielseitig, aufbauend, konzentrierend, fordernd, fantastisch, erholend, einnehmend, Sinne schärfend, persönlichkeitsstärkend, erfüllend, leidenschaftsvoll, entspannend, phänomenal, nervenaufreibend und geil das Golfen ist. Jedenfalls hätte ich nie gedacht, dass mich etwas genauso besessen machen kann wie das Zeichnen und Schreiben. Aber vielleicht ist es ja auch genau das, was mir am meisten daran gefällt: Dass es mich völlig von dem ablenkt, was mich den größten Teil des Tages beherrscht.
Und dafür lohnt es sich allemal, ein bisschen Häme zu kassieren.
Stecke mit dem unten stehenden Projekt grad mitten auf großer Fahrt. Drum ein kleiner Einblick, wie’s da unterwegs zu und her geht.
Gestern waren wir im Tierpark Lange Erlen, dem kleinen Bruder des Basler Zoos. Dort sind nur heimische oder europäische Tierarten zuhause (außer ein paar Kapuzineraffen, die da schon seit Jahrzehnten rumturnen). Ich mag den Park und den umliegenden Wald mit dem Wiesenfluss; ein bisschen rau, ein wenig herb und richtig währschaft.
Und da packte meinen Jüngsten (6) plötzlich die Lust am Abzeichnen. Da leg ich ihm natürlich keine Stifte in den Weg sondern in die Hand. Nur haben sich die Tiere für seinen Geschmack etwas zu viel bewegt, also zeichnete er einfach die Fotos der Infotafeln ab.
Mir hat’s dann auch noch für eine kleine Skizze gelangt.
Und hier noch eines der Werke des kleinen Urban Sketchers.
Habe mir letztens von Caran d’Ache ein Kästchen Gouache-Farben gepostet. Heute Abend hat’s mich dann endlich gekribbelt, damit rumzupinseln. Mein erster Versuch sind diese Stoff-Eulchen. Und ich muss sagen, es hat mir ganz gut gefallen. Wird also nicht der letzte Versuch gewesen sein.
Ja, so ist’s wortwörtlich während des Geschäfts auf dem Abort. Aber es geht auch anders.
Hemingway sagt man ja nach, er habe auf seinem Klo eine ganze Bibliothek gehabt. Er war Genuss-Kloriker und dazu zähle ich mich auch; das Klo ist einer der wenigen Örtchen, an dem man wirklich noch seine Ruhe hat. Und wie der eingangs genannte Literat lese auch ich sehr gerne während meiner dortigen Sitzungen. Heute fand ich, dass ich es ja auch mal mit Zeichnen versuchen könnte.
Diese kleine Geschichte habe ich vor geraumer Zeit fürs Ausgezeichnet! geschrieben und gestaltet. Und bevor sie vollends irgendwo in einer digitalen Akte virtuell verstaubt, möchte ich sie lieber mit euch teilen. Sie beschäftigt sich mit einem meiner Lieblingsthemen, dem Glück.
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