Mit ‘Föhr’ getaggte Artikel
Und schon sind die Ferien wieder vorbei. Aber schön war’s auf Föhr; wieder mal.
Und kaum bin ich zurück, gibt’s die Neuigkeit, dass „die Festung des Herrn Rock“ nun offiziell in den Buchläden eures Vertrauens erhältlich ist. Also macht mal kurz Pause mit Pokemon Go und holt euch das Buch!
Diese friesische Begrüßung hört man auf der Insel Föhr zu jeder Tages- und Nachtzeit. Sogar die Möwen klingen dort so.
Wir haben auf Föhr wieder unseren Urlaub verbracht und ich könnte mich fast dazu hinreissen lassen, zweitklassige Werbe-Wortspiele zu verwenden, um auszudrücken, wie sehr ich diesen Ort mag. „Eine Insel zum Föhr-lieben“, „Schöne Föhr-ien“, „Föhr-loren im Glück“ und solche Späße. Aber das würde dem südlich von Sylt liegenden Eiland nun wirklich nicht gerecht. Darum will und kann ich auch nicht allzu viel Worte dazu verlieren, denn die hab ich ja schon seit dem letzten Mal nicht wieder gefunden.
Ich kann nur sagen, am liebsten würde ich so schnell wie möglich wieder dorthin zurück; am besten schon „Moin!“.
Stöhn, hat mich ein Wortspiel also doch noch erwischt! Sei’s drum.
Ich war drei Jahre lang nicht mehr im Urlaub.
Da erwartet man doch bitte schön gewisse Klischees, gewohnte Ferienzutaten, die einem die Laune versalzen und einfach dazu gehören, wenn man sich erholen möchte.
Und dann das!
Wir verbrachten die Ferien auf der Nordseeinsel Föhr. Als Erstes hätten uns eigentlich starker Wind und tiefe Temperaturen empfangen müssen, aber nix da! Es herrschte Sonnenschein und ein angenehmes Lüftchen. Und das blieb während zwei Wochen zu 90% so! Was soll das denn bitte?
Gut, ich dachte, vielleicht kann ich mich ja auf die obligaten Baustellen in Nähe unserer Unterkunft verlassen, aber auch da Pustekuchen. Statt urbanem Lärm musste ich Ruhe und den Anblick dieses Hauses gegenüber ertragen. Aber nicht nur das, unser Ferienhaus entpuppte sich als absolut sauber, gepflegt, charmant und filmkulissentauglich für jedwede Liebesschnulze.
Also ab an den Srand. Vielleicht würde uns dort das gewohnte Bild erwarten: Schmaler Küstenstreifen, Liegen in Reih und Glied, Herden von Pauschaltouristen und phlegmatische Klunkerverkäufer, die einem kunterbunten Plunder aufschwatzen wollen.
Tja, die Ernüchterung folgte auf dem Fuß.
Der Strand war breit, der Sand sauber und fein, die Strandkörbe kaum besetzt und immens praktisch, weil abschließbar, so dass man seine Badesachen darin verstauen und nicht jeden Tag aufs Neue zum Meer schleppen musste. Apropos Nordsee. Ihr vermutet meinen Frust bereits: Das Wasser war warm, der Sandboden voller toller Muscheln und Krabben, dass es meinen Jungs Freudenjauchzer entlockte.
Diese idyllische Vorstellung schon am ersten Tag war kaum zu ertragen!
Aber ich ließ mich nicht unterkriegen! Bei einem ausgedehnten Spaziergang durch das Dörfchen Nieblum, in dem sich unser Ferienhaus befindet, würde ich schon noch den einen oder anderen Schandfleck ausfindig machen.
Ein naives Unterfangen! Ein Reetdachhaus folgte aufs andere, so dass ich mich in «Die Brüder Löwenherz» oder «Wir Kinder aus Bullerbü» wähnte.
Also ab auf den Friedhof, um die Stimmung zu senken.
Nur war der eben auch anmutig, ein Ort wie aus einem Edgar Wallace Roman. Es hätte mich nicht gewundert, wäre nicht gleich auch noch Miss Marple mit ihrem Mr. Stringer um die Ecke geschlichen.
Eine Dame, die mir beim Zeichnen über die Schulter blickte, erzählte mir, Nieblum sei in den 70ern drei Mal hintereinander zum schönsten Dorf Deutschland gewählt worden.
»Dann nicht mehr?«, fragte ich.
»Nein, danach nicht mehr«, antwortete die Frau kopfschüttelnd.
Aha!, dachte ich. Da musste danach ja was schief gegangen sein. Leise Hoffnung keimte auf, dass mit dem Ort vielleicht doch etwas nicht stimmte.
»Und warum nicht?«, drängte ich daraufhin.
»Nach dem dritten Mal wurde das Dorf aus dem Wettbewerb ausgeschlossen, damit die anderen Dörfer auch mal eine Chance haben.«
Stöhn!
Man sagt ja, man kann sich Dinge schön saufen. Ich dachte, vielleicht funktioniert es auch umgekehrt. Aber am Ende eines jeden Abends blieb es bei absoluter Gemütlichkeit, Entspannung, Ruhe und vermaledeiter Zufriedenheit, wie man bei meiner Schwägerin sehen kann.
Ach ja, es gibt ja auch noch die Bewohner, und die sind ja Deutsche. Sind die nicht für gewöhnlich bestimmend, unfreundlich und humorlos? Ha! Ich also am morgen ab in die Bäckerei, Metzgerei und in den Tante Emma Laden (Alle unerträglich herzig und in enttäuschend naher Gehdistanz), um mich von garstigen Inselbewohnern gehässig herum schubsen zu lassen.
Ihr wisst, was kommt: Alle nett, alle ungeheuer pointiert und zuvorkommend. Eine Qual!
Ein Ausflug in die Hafenstadt Wyk sollte Abhilfe schaffen. Dort werden haufenweise Touristen von Fähren aus- und eingeladen. Das Gedränge würde also groß sein, die Atmosphäre entsprechend gehetzt und die Verkäufer und Kellner wohl förderbandmäßig genervt.
Nö. Ein fröhliches und ausgelassenes Miteinander.
Ein Fischladen hatte im Hinterhof eine Ausstellung mit skurrilen Meeresbewohnern. Immerhin ein wenig Grauen, das ich aufs Papier bringen konnte.
Natur?
Pur. Frei von Gestank und Müll, erfüllt von sattem Grün und glücklichem Getier.
Irgendwann blieb mir also nichts anderes übrig, als mich dem Schicksal zu ergeben und zu akzeptieren, dass wir wirklich auf einem herzallerliebsten Eiland gelandet waren. Das ging am Ende so weit, dass ich mich sogar zu den typischsten Motiven für Aquarellmalerei habe hinreißen lassen.
Das war fast zu viel für mich.
Aber nur fast, und darum werde ich mir diese Tortur das nächste Jahr garantiert noch einmal antun!