Mit ‘Urban Sketchers’ getaggte Artikel
Wenn man zu uns will, muss man erst mal unten durch.
Das musste ich bei diesem Bild auch. Hab ein neues Aquarell-Papier (Daler Rowney, Aquafine/smooth) ausprobiert und bin gar nicht zufrieden damit. Ist eigentlich nicht von Vorteil, wenn Aquarellpapier Wasserfarbe abstößt und dabei die Farben auch noch enorm verblassen lässt. Ich bleibe also beim Bewährten von Canson.
Das erinnert mich an „Onkel Paul, die große Pflaume“ (oder „der Winterschläfer“) mit Louis de Funès. Als Filmkulisse für einen Kostümschinken eignet sich dieses Schmuckstück jedenfalls bestens.
Das Elftausendjungfrauengässlein, nur ein Augenzwinkern entfernt von der Condomeria.
Und dazwischen ein Geheimtip für Liebhaber der Kaligraphie: Das Scriptorium.
Diesen Hochsitz mit prächtiger Aussicht hab ich vor einiger Zeit im Spessartwald während einer Recherchewanderung entdeckt. Das Besondere daran war, dass es in meinem Buch Anna Fink / Die Fanfare des Königs auch so eine Stelle gibt.
Warum ich ausgerechnet heute dieses Bild gemalt habe, hat einen genauso besonderen Grund. Immer wieder erhalte ich wunderbare Leserbriefe mit der Frage, wann denn endlich der zweite Teil von Anna Fink erscheint. Die Fortsetzung wurde vom Verlag dauernd verschoben, ich wurde vertröstet und irgendwann verschwand die Trilogie in der planerischen Versenkung. Eine Entwicklung mit gewaltigem Frustpotenzial, wie man sich denken kann.
Aber nun lichtet sich der Himmel. Anna Fink hat eine neue verlegerische Heimat bekommen. Wo genau und wann die Geschichte nun fortgesetzt wird, werde ich demnächst in allen Details dokumentieren.
Und das ist zumindest für mich eine noch schönere Aussicht als die da oben.
Geschmackvoll.
Diese Umschreibung passt zum Schokoladen-Kaffeehaus Xocolatl auf so vielen Ebenen. Bis ins kleinste Detail mit Liebe ausgestattet wähnt man sich in der Kulisse eines betörenden Liebesfilm, die Sitzwand lädt ein zu gepflegter Konversation und die unzähligen Schokoladen in verwegenen Geschmacksvariationen locken fast noch verführerischer als Homers Sirenen.
Man vergisst die Zeit, kommt zur Ruhe und lässt die Sinne von der authentisch nostalgischen Atmosphäre einlullen. Ein WLAN-Netz sucht man vergebens, statt dessen liest man auf einer Schiefertafel den Ratschlag: Please talk with each other.
Erst vor Kurzem eröffnet, besitzt das Geschäft aber schon eine längere Geschichte. Unweit des jetzigen Standorts fristete es in einer unscheinbaren Gasse ein etwas unauffälliges Dasein. Nichtsdestotrotz entwickelte es sich zu einer Insiderempfehlung, und nun blüht es in verdienter Größe.
So wünsche ich dem Laden, dass in Zukunft noch viele Leute auf den Geschmack kommen werden.
Manchmal ist es bei Orten wie bei Menschen. Manche bleiben einem für immer fremd, bei anderen ist es, als ob man sich schon immer gekannt hat. Bei der ersten Begegnung entsteht eine sofortige Anziehung und Bindung.
So geht es mir auch bei diesem Haus. Es steht nur ein paar Steinwürfe von uns entfernt und übt eine unwiderstehliche Fazination auf mich aus. Sobald ich es sehe, kommen mir ganz konkrete Dinge in den Sinn:
Italien, Frankreich, Ferien, Strand, Pippi Langstrumpf, Gute Musik, Freundschaft, Genuss, Ruhe, Sofalümmeln, Geruch von Tannennadeln, feuchtes Holz, Feuerknistern, Wein, Vogelgezwitscher, mehrgängiges Essen, mein altes Legohaus, Augsburger Puppenkiste, ZDF Ferienprogramm aus den 80ern, Sonne auf der Haut, Kieselsteinknirschen, Bücherregal, Kerzenschein, Unbekümmertheit, Freiheit, Süßgebäck und und und …
Manchmal spiele ich mit dem Gedanken, einfach dort anzuklopfen und zu fragen, ob ich mich mal umgucken darf. Vielleicht traue ich mich ja irgendwann. Dann hoffe ich nur, dass es mir bei der Begegnung mit den Menschen darin ähnlich geht wie mit dem Haus.
Wir knipsen praktisch alles, was uns vors Smartphone kommt. Und dank der Unmenge an Bildern glauben wir, die Vergangenheit so besser festhalten zu können. Wir vertrauen dem Gedächtnis einer Festplatte mehr als unserem eigenen.
In letzter Zeit zück ich mehr das Skizzenbuch als mein Smartphone. Ich merke, dass ich dadurch eine engere Beziehung zum Motiv aufbaue. Ich werde wählerischer, was ich abbilden will, lasse mir Zeit für einen Rundumblick und erlebe den Moment eindringlicher. Und auch wenn man nie die Detailfülle eines Fotos erreicht, so hilft eine einfache Zeichnung – egal von welcher Qualität – vor Allem, das Erlebte deutlicher in Erinnerung zu behalten.
Und das ist zumindest für mich wertvoller als 1000 Fotos.