Ich unterscheide zwischen zwei Arten von Menschen. Denjenigen, die nach Gründen suchen, eine Idee umzusetzen, und diejenigen, die nach Gründen suchen, eine Idee nicht umzusetzen. Oder auch anders formuliert: Es gibt Leute, die wollen gerne, und es gibt Leute, die würden gerne. Ich zähle mich seit jeher zur ersten Kategorie, denn die zweite kommt nicht weit.
Ideen haben alle, davon bin ich überzeugt. Diese aber auch wirklich umzusetzen, das gelingt leider nur den wenigsten. Was braucht es also neben der Lust, der Leidenschaft und der Freude? Es ist ganz simpel: knallharte Disziplin! Und diese zu erlangen ist ein hartes Stück Arbeit. Von der Idee bis zum fertigen Produkt durchleidet man nämlich viele Stationen, die eine ganze Palette von Gefühlen abdecken, und dazu gehören auch Zweifel, Unsicherheit, Wut und Enttäuschung – die ganzen Ablenkungen, die die heutige Spaßgesellschaft zusätzlich in die Schlacht schickt, um uns Kreative in die Knie zu zwingen, die will ich erst gar nicht erwähnen. Auf alle Fälle gibt es etliche Hürden auf dem Weg zur Vollendung einer vielleicht brillanten Idee. Und wie kann man diese emotionalen Stolpersteine umschiffen?
Mit Disziplin!
Ja, die gute alte Disziplin. Das Wort, für das man, wenn man es wagt, es heutzutage in den Mund zu nehmen, als rückständiger und Peitsche schwingender Drillmeister beschimpft wird. Mir egal, denn ohne sie würde ich wohl nur versonnen davon reden, was für tolle Projekte ich in meiner Schöpfungsschublade liegen habe. Aber der Mensch definiert sich nun mal leider nicht dadurch, was er redet, sondern, dadurch, was er tut – und vor allem auch durchzieht. Und nur Disziplin hält den Tatendrang am laufen. Und der erste Schritt zur Disziplin ist, eine Umsetzung auch wirklich zu wollen. Denn erst, wenn man etwas wirklich will, kann man auch auf diejenigen Dinge verzichten, die das gesteckte Ziel verschleiern. Nur so bleibt die Lust in der Spur, die Leidenschaft am pochen und die Freude am glühen. Alles andere ist Mumpiz. Darum, meine Lieben, wenn ihr eine Idee habt, und diese auch wirklich umsetzen wünscht, dann lernt, richtig zu wollen, die Disziplin ist euch dafür dankbar. Das ist manchmal quälend, aber das Resultat lohnt.
Das soll jetzt nicht heißen, dass ich ein Musterbeispiel für Disziplin bin. Höchstens was das Geschichten erzählen betrifft, aber das war’s dann auch schon. In Bezug auf zum Beispiel Buchhaltung, fällige Hausarbeiten und sonstigen Verpflichtungen, die uns der Alltag aufbürdet, bewege ich mich an der Grenze zum Versager und werde nicht müde, nach Gründen zu suchen, diese Aufgaben so weit wie möglich aufzuschieben.
Oder auch positiver ausgedrückt: ich würde diese Verpflichtungen höchstens gerne besser können.
Und die dritte Kategorie Menschen, Boris? Die, die selber keine Ideen haben, dafür die Ideen der anderen ausbremsen und schlecht reden. Auch da muss man mit pickelharter Disziplin vorgehen: Ignorieren!
Oh, oh, ich fühle mich erkannt… ich glaub, ich geh jetzt mal meine Disziplin suchen, die ist mir auf dem Wege irgendwo abhanden gekommen…
Ja, da hat Claudio wohl die grösste Gruppe angesprochen unter uns Menschen.
Zu den geschätzten 5% Forschern, Gestaltern, Hofnarren, Heilern und Wandlern kommen ja schätzungsweise 95% Beamte, Stillsteher, Neinsager, Besserwisser, Jammerer und Ausbremser. Und diese 95%, schön verteilt über alle Berufs- und Altersgruppen, gehören ja nicht nur der Spassgesellschaft an. Da gibt es auch noch Drillmeister, die vor allem Dritte drillen und grillen wollen, statt bei sich selber anzusetzen. Gestern meinte zum Beispiel Herr Alt-BR Ch. Bl. aus He./ZH: „Das bequeme und mühelose Leben der Kinder muss ein Ende haben.“ Worauf sein Nachfolger, BR Ueli M. aus Füdlibürgen meinte: „Irgendeinmal werden aus den Kindern Soldaten. Und plötzlich sind sie dann überfordert.“ Hat da jemand Deinen Text überinterpretiert, Boris? Oder womöglich nicht gelesen?
Gruss von JK aus Z./ZH
uii ja, Herr Zatko.
Da nehme ich mich selbst nicht ganz aus. Aber das dem nicht immer so ist, backe ich mir doch aus den 24h-Comic-Seiten ein kleines Heftchen, dass ich dann am Sonntag an die Börse mitbringe.
Selbstgefalzt und handgetackert. Natürlich.
Freue mich auf Sonntag, auf ein Bier und ein Birchermüesli-Joghurt
liebe Grüsse
beni
@Claudio: Obacht! Die dritte Kategorie gibt es nicht, denn die zweite Kategorie mutiert nur zu der Sorte Mensch. Aber dazu würde ich deinen Rat mit dem Zitat eines großen deutschen Denkers noch steigern: »Gar nicht erst ignorieren!«
@Tanja: Ja, aber dann Dalli-Fix! 🙂 Ist die Disziplin nämlich erst ausgebüxt, ist sie schwer wieder einzufangen. Aber ich drücke die Daumen!
@jk the drillmaster: Ja, das ist hüben und drüben, links oder rechts, immer das Problem: Dass man nicht auch mal vom Nachbarsteller nascht. Ich präferiere es auf alle Fälle, mir die Rosinen von beiden Seiten raus zu picken. Und die vernasche ich dann mit gesundem Menschenverstand.
@beni: Da hast du also schon was gelernt. Recht so! 🙂 Und ich freue mich ebenfalls auf den Sonntag. Da wird diszipliniert angestoßen!
Viele liebe Grüße
Boris
Das tun wir doch, lieber Boris!
lg Beni
Das nehme ich als Stein des Anstoßes!
Viele liebe Grüße
Boris
Keine Ahnung, von was hier geschwafelt wird.
;-/
Habe ich mir fast schon gedacht :-)!
Viele liebe Grüße
Boris