Wann wart ihr das letzte Mal allein?
Das ist heutzutage fast unmöglich. Heute muss man alles teilen, sei es noch so bedeutungslos. Und wehe, man tut es nicht!
Wenn ich nicht mindestens 5000 Freunde habe, verliere ich mein Gesicht, wenn ich nicht das Neueste sogleich von den Dächern zwitschere, droht mir eine Vogelattacke hitchcockschen Ausmaßes, und wenn ich keinen eigenen Zweit-Platz im Netz habe, dann habe ich dort ohnehin nix verloren.
Ich bin ja ein ziemlicher Technik-Narr und neuesten medialen Fort- und Rückschritten manchmal sogar viel zu offen eingestellt. Aber sobald ich zugebe, dass ich weder auf Facebook, Twitter und nicht einmal auf MySpace präsent bin, sieht man in mir nur noch den rückständigen Neandertaler. Aber Himmel, warum brauche ich 5000 beste Freunde? Wer möchte wissen, dass ich gestern mein kurzärmeliges Oberteil wieder einmal verkehrt herum getragen habe? Und weshalb brauche ich neben diesem Auftritt noch einen Platz im Internet – ich bin doch nicht schizophren! Zugegeben, das hat manchmal durchaus seine Berechtigung, aber ich schaue dem Trubel lieber von Außen zu, denn ohne geht es nämlich auch ganz prima.
Gut, ganz so drastisch wie mein guter bayrischer Zeichner-Kollege Franz Gerg, der ohne Computer und Telefon in einer einsamen Hütte auf der Alm arbeitet, bin ich dann auch wieder nicht. Aber wir leben in einer Zeit, in der wir die Mittelmäßigkeit feiern, und dort ist man ja schnell dabei, denn dabei sein wollen alle. Ich weiß nicht genau, warum. Wahrscheinlich, weil der Mensch ein Herdentier ist. Aber alle schreien nach Individualität, nur Bitte schön unbedingt zusammen.
Ich für meinen Teil genieße die Zeit, in der ich ganz alleine bin, denn manchmal bin ich selber für mich die beste Gesellschaft. Nur, damit ihr ’s alle wisst!
„Aber alle schreien nach Individualität, nur bitte schön unbedingt zusammen“. Ein grandiose Formulierung – sollte man sofort in die Welt hinaus „zwitschern“ 😉
Lieber Boris, Du bist nicht alleine!
Ich verfüge auch nur über eine Internetpräsenz und weiß noch nicht einmal wirklich, was Facebook und Twitter und in MySpace habe ich noch nicht einmal vorbei geschaut. Auch ich finde Technik toll, aber dem letzten Schrei schlurfe ich lieber ein paar Jahre später hinterher, dann, wenn die Technik ausgereifter und billiger ist.
Tja und das mit den 5000 Freunden ist natürlich auch so eine Sache. Freunde…??? Ich habe schon mit zwei Freunden und meiner Familie und ein paar Bekannten viel zu tun. So sehr ich meine Freunde mag, aber ich will auch mal alleine sein, etwas für mich machen.
Und Herdentriebe haben mir noch nie gefallen. Noch nie!
@Claudio: Na, danke :-)! Dann überlasse ich das aber lieber mal den anderen. Und ich freue mich schon auf unser gemeinsames Gezwitscher am Sonntag!
@Michael Roth: Siehst du, ich hab’s doch gewusst. Wir sind nicht alleine allein :-). Wie man es auch dreht und wendet, irgend jemand leistet einem beim alleine sein immer Gesellschaft. Was am Ende doch wieder sehr tröstlich ist. Und es freut mich, wieder von dir zu hören, ohne facebook, myspace und twitter :-)! Es geht doch!
Viele liebe Grüße
Boris
Hallo Herr Kollege,
das ist doch jetzt auch mal nett, zu lesen, dass ich nicht
alleine bin, der sich etwas auf Abstand mit den ganzen Möglichkeiten der
Kommunikation im Internet hält. Eine kleine Internetseite, etwas bloggen und
das ist für mich schon gut so. Alles weitere überlasse ich da schon „wichtigeren“
Leuten, die über manch Kurioses zu berichten wissen oder auch nicht. Ich bin da
mehr so ganz der langweilige Typ und sammle stattdessen Ideen bei Spaziergängen
mit dem Hund. Das reale Leben bietet für mich einen tieferen Gang, wie Pixel und Byte.
Ich ärgere mich manchmal mehr darüber, wenn ich doch mal zu viel Zeit im Netz verdoddelt
habe und meine Werke dadurch dummerweise liegen bleiben. Und das merke ich jetzt auch
schon wieder, da mein Kommentar wieder viel zu lange wird 😉
Ich wünsche dir viel Erfolg mit deinem Buch!
Viele Grüße
Thorsten
Vielen Dank!
Ja, wer weiß, vielleicht finde ich ja auf diesem Wege ein paar neue Freunde ;-). Nein, ich finde es überaus sympathisch, wenn man nicht gleich jedem Rattenfängeruf hinterher hechelt, als würde man sonst in den Tiefen der Bedeutungslosigkeit versinken. Da ist der Mensch leider nicht besser als die Motte, die zum Licht flattert. Aber eben, schlussendlich jedem das seine.
Eine schöne Seite hast du da, ein ganz feiner Humor, der mir sehr gut gefällt. Hat mich sehr gefreut!
Viele liebe Grüße
Boris
Ich teile deine Einstellung, Zwitter, Facebook braucht man nicht zum Leben und Freunde findet man dort nicht, allerhöchstens Gleichgesinnte.
Genau! Oder man findet dort nur solche Mitmenschen, die ausschließlich deshalb Kontakt knüpfen, um etwas zu bewerben oder zu verkaufen. Wobei, vor denen ist man nirgendwo mehr so richtig geschützt.
Gibt es eigentlich einen virtuellen Aufkleber „Keine Werbung!“ auch für den eigenen Internet-Auftritt? Das wäre doch was!
Viele liebe Grüße
Boris
Ach, Freunde soll man auf Twitter finden? Da hab ich wohl mächtig was falsch verstanden ^^ Ich lästere zwar liebend gern mit meinen Render-Kolleginnen über Twitter und verfolge so die eine oder andere Geschichte von den Vendors, aber Freunde? Freunde treff ich auch lieber im Cafe oder auf meiner Couch beim Fernsehen.
Ein weiterer Technikfan, 😉
Meine Rede! … Dabei lässt sich auch viel besser über das neueste technisch/mediale goldene Kalb diskutieren :-).
Viele liebe Grüße
Boris
Man muss wirklich aufpassen, dass man nicht von der Chimäre der Netzwerke aufgefressen wird… Was für ein befreiendes Gefühl es doch ist, wenn man wieder einmal einen Account in einem Netztwerk gelöscht hat.
Ein wirklich interessanter Artikel voller Wahrheit.
Und: Schöne neue Seite! Ich freue mich schon auf den Blick in Dein Atelier 😉 und die Making Of.
Da sprichst du mir aus der Seele. Sobald man irgendwo wieder mal etwas von sich gelöscht hat, ist es allerdings wie das erfrischende Lufthohlen auf der Alm – wahrscheinlich arbeitet der Franz deshalb so gerne in seiner Hüttn :-).
Danke für das nette Lob! Und der Blick ins Atelier wird hier der nächste Schritt.
Viele liebe Grüße
Boris
Ja das triffst einen wahren Kern. Twitter & Facebook sagen mir auch nichts. Was soll ich damit, denke ich immer. Dafür bin an anderen Orten vernetzt: flickr und skype. Irgendwie reicht das find ich.
Das ist wie auf allen Hochzeiten zu tanzen. Das geht mit der Zeit einfach schief! Aber das Schlimmste ist, dass, wenn man zugibt, mal nicht auf der neuesten Welle zu reiten, gleich der bekloppte ewig Gestrige ist. Dann sind wir eben elektronische Schildkröten, aber wir wissen ja, wer am Ende trotzdem als Erster ans Ziel gekommen ist ;-).
Apropos Ziel: Fährst du heuer nun an die Frankfurter Buchmesse?
Viele liebe Grüße
Boris
Ja lieber Boris, Hotel Zug und Billet für nach Frankfurt habe ich schon. Ich denke so muss ich fast gehen und kann mich nicht mehr drücken auch wenn mein Mut mich dann vor der Abfahrt sicher verlässt. Aber ich denke das ist wie auf dem 5 Meter Brett. Wenn du mal oben bist, kurz tief einatmen, los und nur nicht nach unten schauen. 🙂
Wäre natürlich dich schön dich dort zu treffen. Aber ich denke das lässt sich sicher machen. Liebe Grüsse jedenfalls schon mal! Jamie
Keine Sorge! Du wirst es sicher nicht bereuen, glaub mir! Ich hoffe, wir werden uns sehen, ich gebe ja bald Bescheid, wann und wo ich an der Messe anzutreffen bin. Das klappt schon.
Manchmal muss man vom Brett springen. Und meistens ist ja Wasser im Becken, also ab dafür!
Viele liebe Grüße
Boris
Auch ich übe mich in Zurückhaltung. möchte nicht persönliche Informationen überall im Netz finden.
Ein guter Beitrag, der die Problematik der offenen Netz-Welt aufzeigt
Deine Worte in Gottes Ohr. Aber du weißt ja sicher darüber Bescheid, dass ein jeder von uns – wie eben auch du – Teil des Problems sind. Es kommt immer darauf an, ob man das auch erkennt.
Viele liebe Grüße
Boris